Sie werden als solche kaum bewusst wahrgenommen, sind aber dennoch ein ausgesprochen wichtiges Element unserer Sprache. Die Rede ist von Redewendungen und Redensarten. Wir alle kennen sie, wir alle benutzen sie – aber kaum einer macht sich wirklich Gedanken darüber. Dieser Beitrag gibt Aufschluss über die sprachlichen Bilder, die unsere Kommunikation so viel lebendiger machen.
Redewendungen und Redensarten – auf den Punkt gebracht
Doch warum sind Redewendungen und Redensarten eigentlich so beliebt? Warum werden sie immer wieder verwendet und warum kennt sie im Prinzip jeder? So viele Fragen, eine Antwort: Redewendungen und Redensarten bringen eine umständliche Aussage auf den Punkt.
Sie sind eine Art Synonym für verschiedene Ausdrücke, die eine Unterhaltung teils unnötig aufblähen würden. Um Worte und Atem zu sparen, greifen wir gern auf Redensarten zurück. Diese sind nicht nur (in aller Regel) kurz und knapp, sondern werden auch allgemein verstanden.
Ein weiterer Punkt, der sehr für die Verwendung von Redensarten und Redewendungen spricht, ist die sprachliche Varianz. Es handelt sich hierbei um sprachliche Bilder, die etwas auf eine ganz besondere Art und Weise erzählen. Dabei werden häufig Begriffe genutzt, die sonst nur selten den Weg in unseren Wortschatz finden.
Beispiele hierfür sind:
- “jemanden ins Bockshorn jagen”
- “jemanden mit Argusaugen beobachten”
- “Tacheles reden“
Oder anders ausgedrückt: Redewendungen und Redensarten schaffen Abwechslung und bringen somit Frische in unsere Gespräche.
Die richtigen Worte finden
Wer seine Aussagen gern durch Redewendungen unterstreichen will, sollte dabei vorsichtig sein. Nicht selten besteht nämlich die Gefahr, ins Fettnäpfchen zu treten – nämlich dann, wenn die Redensart falsch wiedergegeben wird.
Was in den meisten Fällen für herzliche Lacher sorgt, kann in gewissen Situationen (beispielsweise im beruflichen Umfeld) auch ziemlich unangenehm werden.
Klassiker der falschen Redewendungen sind:
- “Etwas aufs Trapez bringen (richtig: Etwas aufs Tapet bringen)
- “Torschusspanik haben” (richtig: Torschlusspanik haben)
Schwierig wird es auch, wenn der Sinn einer Redensart nicht verstanden und diese im falschen Kontext genutzt wird. Auch hieraus ergeben sich oft skurrile sprachliche Situationen, die jedoch in aller Regel mit Humor genommen werden können.
Wie entstehen Redewendungen und Redensarten?
Natürlich tauchen Redewendungen nicht einfach aus dem Nichts auf. Es ist jedoch in den meisten Fällen sehr schwer, genau nachzuvollziehen, wo der Ursprung der sprachlichen Bilder liegt. Sehr häufig sind sie Wiedergaben des täglichen Lebens vergangener Tage. Feststeht auf jeden Fall, dass sie nicht einfach als Wortspielerei oder Zufälligkeit verstanden werden dürfen.
Deutsche Redewendungen
Wer gern deutsche Redewendungen in seinen alltäglichen Sprachgebrauch einbringt, der gilt nicht nur als kreativ, sondern auch gebildet.
Redewendungen, die fest in der deutschen Sprache verwurzelt sind, können in nahezu jeder Situation eingesetzt werden, um dem Gesagten noch mehr Nachdruck zu verleihen.
Sehr häufig ist allerdings nicht genau geklärt, wo eine deutsche Redewendung ihren Ursprung hat.
Die Frage nach dem Sinn
Nicht nur deutsche Redewendungen, sondern Redewendungen im Allgemeinen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie nicht immer das sagen, was sie auch tatsächlich meinen. Es handelt sich hierbei vielmehr um feste sprachliche Konstruktionen, die sinnbildhaft für etwas stehen.
Damit eine deutsche Redewendung auch richtig vom Sprecher eingesetzt und vom Hörer auch verstanden wird, ist ein gemeinsames Wissen darüber notwendig. Oder anders formuliert: Die Redewendungen werden nur dann richtig verstanden, wenn jedem der eigentliche Sinn bekannt ist.
Wie weit Gesagtes und Gemeintes im Fall mancher Redewendungen auseinanderklaffen, verdeutlichen die folgenden Beispiele:
Deutsche Redewendungen | Bedeutung |
---|---|
Ich mache mich vom Acker. | Ich entferne mich. Ich stehle mich davon. |
Ich breche alle Brücken hinter mit ab. | Ich unterbreche alle Verbindungen dauerhaft und verbaue mir selbst den Rückweg. |
Er ist der Hahn im Korb. | Er ist der einzige Mann unter vielen Frauen. |
Da hast du die Katze im Sack gekauft. | Da hast du etwas aber unüberlegt gekauft. |
Alltagssituationen und biblische Geschichten
Deutsche Redewendungen berufen sich sehr häufig auf Alltägliches. So spielen beispielsweise Tiere immer wieder eine zentrale Rolle und werden genutzt, um ein sprachliches Bild zu zeichnen.
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit Orten des alltäglichen Lebens. Hierzu gehören nicht nur der oben genannte Acker, sondern auch die Kirche, die man im Dorf lassen sollte, wenn es darum geht, sich mit seinen Spekulationen nicht zu überschlagen.
Ein anderes Thema, das in Bezug auf deutsche Redewendungen immer wieder aufgegriffen wird, ist die Bibel mit all ihren Geschichten. Auch hierin fanden kreative Wort-Jongleure zahlreiche Inspirationen, die im Laufe der Zeit zu festen Redewendungen wurden.
Beispiele hierfür sind:
- “Wie Krethi und Plethi” ( = eine bunt zusammengestellte Gruppe)
- “Sein Licht unter den Scheffel stellen” ( = sich unter Wert verkaufen)
- “In Abrahams Wurstkessel” ( = noch nicht auf der Welt gewesen)
Während einige deutsche Redewendungen eindeutig biblischen Ursprungs sind, kann es bei anderen allerdings nicht auf den ersten Blick festgestellt werden.
Englische Redewendungen bereichern jedes Gespräch
In Zeiten der Globalisierung kommt kaum noch ein Mensch drum herum, mindestens eine Fremdsprache zu lernen, um sich auch im Ausland zu verständigen.
Die Wahl fällt hierbei in den meisten Fällen auf das Englische. Das ist nicht nur die Weltsprache, sondern auch eine Sprache, die verhältnismäßig leicht erlernt werden kann.
Dennoch gibt es auch hier Stolpersteine – beispielsweise im Hinblick auf englische Redewendungen.
Englische Redewendungen – 1:1 Übersetzungen funktionieren meist nicht
“I think my pig is whistling“ für „Ich glaub, mein Schwein pfeift“ oder “My dear Mister Singer Club“ als Übersetzungsversuch von „Mein lieber Herr Gesangsverein“ sind zwar witzige Versuche der Völkerverständigung, aber nur selten hilfreich.
Denn auch wenn aus dem Deutschen übersetzte englische Redewendungen in unseren Ohren sinnvoll klingen, ernten sie beim Empfänger meist nur Verwirrung.
Wer auf Englisch kommunizieren und seine Unterhaltung durch englische Redewendungen abwechslungsreicher machen will, darf sich keinesfalls dazu verleiten lassen, deutsche Sprüche einfach eins zu eins zu übersetzen.
Der Grund: Redewendungen haben meist eine lange sprachliche Geschichte. Sie werden nicht einfach „geboren“, sondern unterliegen einem langen Entstehungsprozess, der nicht selten kulturell oder regional geprägt ist. Wer eine englische Redewendung also einfach aus dem Deutschen übernimmt, reißt sie aus ihrem Kontext und sorgt dafür, dass sie ihre Bedeutung beziehungsweise Aussage verliert.
Bekannte englische Redewendungen und ihre Bedeutung
Es hilft nichts – wer gern englische Redewendungen nutzen will, muss diese wie Vokabeln auswendig lernen. Die gute Nachricht: Auch wenn die Wort-für-Wort-Übersetzung selten funktioniert, haben deutsche und englische Redewendungen doch häufig etwas gemeinsam. Das erleichtert nicht nur das Erlernen, sondern auch das Verstehen, wenn man einmal unvorbereitet mit einem solchen Spruch in Berührung kommt.
Wie ähnlich (und doch auch unähnlich) sich deutsche und englische Redewendungen mitunter sind, zeigt die folgende Gegenüberstellung
Deutsche Redewendung | Englische Redewendung |
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Du bist blind wie ein Maulwurf. | You are blind as a bet. (bet = Fledermaus) |
Er grinst wie ein Honigkuchenpferd. | He is grining like a Cheshire cat. (Cheshire cat = Die Grinsekatze aus „Alice im Wunderland“) |
Ich hane zwei linke Hände. | I have fingers like toes. ( = Finger wie Zehen) |